Chronik

Gründung des THW Ortsverbandes Leipzig

Am 06. Dezember 1991 fand eine bewegende und festliche Gründungsveranstaltung in der ehemaligen Katastrophenschutzschule in Taucha bei Leipzig statt.

Der THW-Ortsverband Leipzig, gegründet durch den Direktor der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, Herrn Gerd Jürgen Henkel, im Beisein des Landrates des Landkreises Leipzig, Herrn Siegfried Horn, wurde mit der Ernennung von Herrn Wolfgang Reinhold als ersten Ortsbeauftragten und der Übergabe von fünf Fahrzeugen ins Leben gerufen. Die Feierlichkeiten begleiteten zahlreiche Vertreter des THW und des Bundestages sowie Gaste der Rettungsdienste und der Feuerwehr Leipzig. Hervorzuheben sind dabei der Beauftragte für Sachsen, Reiner Vorholz, und der die Patenschaftserklärung abgebende Ortsbeauftragte des Ortsverbandes Rosenheim, Hansjörg Frick. Beide haben mit ihrer Begeisterung und ihrem Engagement zur Entstehung des neuen Ortsverbandes besonders beigetragen.

Mit diesem Tag wurde der Grundstein für die Integration des Technischen Hilfswerks in den Katastrophen- und Zivilschutz der Stadt Leipzig gelegt. Die Geschichte des THW-Ortsverbandes Leipzig begann. Die Freude über die Gründung eines eigenen Ortsverbandes und die neue technische Ausstattung war groß. Dem Bergungs- und dem Instandsetzungszug standen für den Anfang ein Kleinbus B1000, zwei Lkw L60 sowie ein "Russenjeep" zur Verfügung. Alsbald folgten zwei Gerätekraftwagen und ein Feldkochherd.

Im Gegensatz zu einigen anderen Ortsverbänden war die erste Unterkunft kein Notbehelf. Neben guten Sanitäreinrichtungen, einem Garagenkomplex und einem "Kneipenbunker" verfugte die ehemalig Katastrophenschutzschule auch über ein Übungsgelände „auf dem Hof“. Die vielfältigen Bunker- und Häuserruinen ermöglichten einen abwechslungsreichen Ausbildungsbetrieb.

Eine bedeutende Rolle in der Anfangszeit aber auch in den nachfolgenden Jahren kam dem Partnerortsverband Rosenheim zu. Die Helfer aus Bayern organisierten sämtliche Ausbildungen und standen immer mit Rat und Tat zur Seite.

Das THW etabliert sich

Im Laufe der ersten Jahre war die Aufgabenstellung für den Ortsbeauftragten Wolfgang Reinhold vor allem die inneren Strukturen aufzubauen und zu festigen und nicht zuletzt das THW in Leipzig und Umgebung überhaupt bekannt zu machen. Vieles war wiederum nur durch die tatkräftige Hilfe aus Bayern realisierbar. Präsentationen und kleinere öffentlichkeitswirksame Einsätze hatten Erfolg. Immer mehr Leipziger interessierten sich für die Jungs in blau und es konnte ab 1993 eine eigene Grundausbildungsgruppe gebildet werden.

Die ersten Einsatz Höhepunkte waren die durchgeführten Bergemaßnahmen von alten Autowracks in den „Schönauer Lachen Leipzig“ mit der THW-Tauchergruppe Chemnitz und die Hilfsfahrten in die ehemalige Sowjetunion.

Von 1992 bis 1995 wurden Kleidung, Medizin und technische Hilfsgeräte in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz in Schkeuditz nach Minsk Kiew und andere Städte transportiert und verteilt. Es war für alle ein bewegendes Gefühl endlich selbst anderen zu helfen.

Zwischenlösung: Umzug nach Leipzig-Grünau

Als Nachfolger von Wolfgang Reinhold wurde 1994 Christian Bär als neuer Ortsbeauftragter ernannt. Des Weiteren bekam der Ortsverband 1995 nicht zuletzt durch das vollzogene THW-Neukonzept Zuwachs: Es wurde neben dem Zweiten Technischen Zug die Fachgruppe Führung und Kommunikation gebildet. 1996 war leider ein Umzug in die Schönauerstrasse nötig. In diesem Jahr der Zwischenlösung standen zum Beispiel keine Garagen oder Werkstattgebäude zur Verfügung.

Der Ortsverband Leipzig stand nach seinen ersten fünf Jahren fest auf eigenen Beinen. Eine  Integration in das Bewusstsein aller Zivil- und Katastrophenschützer der Region war geschaffen. Zum Interesse gegenüber dem "Exoten" THW gesellte sich Vertrauen. Das zeigten nicht zuletzt die vielen Sprengaufträge und die Einsätze bei der Gasexplosion in Markranstädt und dem Hauseinsturz in Holzhausen. Es wurden regelmäßig neue Grundausbildungsgruppen gebildet und die erlernten Fachkenntnisse mit anderen Organisationen gefestigt.

Geschafft: Umzug in den Nordosten, in den neuen THW-Ortsverband Leipzig

1997 war es soweit: Die lang ersehnten neuen und endgültigen Räumlichkeiten des Ortsverbandes wurden in der Wodanstrasse, in unmittelbaren Nachbarschaft zum Kreiswehrersatzamt, bezogen. Die ehemaligen Armeegebäude wurden voll saniert und den Bedürfnissen einer modernen Behörde angepasst. Neben dem Hauptgebäude mit dem großzügigen Sanitärtrakt und Garagenkomplex nebenan wurde auch eine gut ausgestattete Werkstatt übergeben. 1998 übernahm auch Klaus-Dieter Heßberg die Geschicke des Ortsverbandes und wurde nach Christian Bär zum Ortsbeauftragten ernannt. Die zurzeit ca. 80 aktiven Helfer des Ortsverbandes arbeiten in zwei Technischen Zügen mit den Fachgruppen Räumen und Infrastruktur. Weiterhin gibt es eine Fachgruppe Führung / Kommunikation sowie Logistik / Materialerhaltung. Auch betätigt sich als Basis für die Nachwuchsgewinnung eine Jugendgruppe mit zurzeit etwa 12 Jungen und Madchen sehr erfolgreich. Der Ortsverband Leipzig kann auch im Einsatzbezug auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Wichtige Ereignisse waren in den letzten Jahren z.B. die Einsätze anlässlich einer Gasexplosion in Markranstädt, eines Hauseinsturzes in Leipzig-Holzhausen und Leipzig-Eisenacher Straße, des Oderhochwassers, der Brande in der Wurzener Dauerbackwarenfabrik, in der ehemaligen Brikettfabrik Regis-Breitingen, im Reifenlager Flößberg und letztlich in der Papierfabrik Trebsen. Aber auch im Ausland wurden die Helfer aus Leipzig gebraucht. Waren es Anfang der 90er Jahre die Hilfstransportbegleitungen in die ehemalige Sowjetunion, beseitigte man gemeinsam mit anderen THW-Helfern aus ganz Deutschland im letzten Jahr Sturmschäden in Frankreich.

Einen immer bedeutenderen Aufgabenbereich nimmt der SHV-Dienst ein. "Schnelle Hilfe auf Verkehrswegen” leisten die Helfer viele Stunden im Jahr. Dabei werden nach Absprache mit dem Autobahnpolizeirevier Engelsdorf Erstmaßnahmen auf der A9 und A14 zur Staubeseitigung und Stauwarnung ausgeführt. Seit kurzem kommt es auch immer öfter vor, dass der Betreff "Zolleinsatz" auf dem Funkalarmempfänger steht. Der Ortsverband Leipzig initiierte mit der mobilen Kontrollgruppe des Hauptzollamtes eine Zusammenarbeit nach dem Vorbild der alten Bundesländer.

Viel Arbeit aber auch Spaß haben die Helfer bei den in Leipzig oft vorkommenden Großveranstaltungen. Dabei werden nicht immer nur die bekannten und begehrten Flutlichtstrahler und Notstromaggregate angefordert. Sehr oft müssen im Zuge von Absicherungsmaßnahmen Bauzäune transportiert, Straßen gesperrt oder einfach nur liegen gebliebene Fahrzeuge abgeschleppt werden. Dabei ist das Bergeräumgerat von großem Vorteil. Das auch deshalb, weil es mit dem neuen Tiefladeranhänger schnell vor Ort gebracht werden kann. Der Ortsverband Leipzig erweist sich ohnehin bei jeder Veranstaltung und jedem Einsatz als "Mädchen für Alles". Es gibt kaum ein technisches Problem, vom eingegefrorenen Türschloss bis hin zum einsturzgefährdetem Gebäude, das nicht gelöst wird. Das Standfest am Cospudener See, der Wanderlauf in der Dübener Heide und viele andere große und kleine Veranstaltungen in der Region ermöglichten gemeinsame Präsentationen und Übungen verschiedener Ortsverbände. Sehr häufig unterstützen sich die Ortsverbande Torgau, Eilenburg, Grimma und Leipzig. Sollte auch das ausnahmsweise einmal nicht genügen, sind auch schnell die Helfer aus den anderen Ortsverbänden des Geschaftsführerbereiches und des Länderverbandes zur Stelle. Auch hier bestätigt sich, dass persönliche Bekanntschaften das Lösen von Problemen vereinfachen helfen.

Die vielfältige Technik und Einsatzfähigkeit des Ortsverbandes Leipzig führt auch öfter zu unüblichen Arbeiten. So wurden in den letzten Jahren in den Studios und Spielorten der Medienstadt mehrfach Sandsackbarrieren benötigt. Nicht nur der Blick hinter die Kulissen war für alle interessant. Bei Dreharbeiten zu einem Spielfilm wurde die Mithilfe des Ortsverbandes sogar auf diese Weise festgehalten. Auf dem Flughafen Leipzig-Halle bauten man zum Beispiel Krankenliegen auf und sorgten auch sonst für den Hintergrund einer glaubwürdigen Szenerie.

Bei verschiedenen Messeveranstaltungen ist der Ortsverband Leipzig ebenfalls ein gerngesehener Gast. Es gelang an verschiedenen Schulen das Interesse seitens der Jugendlichen zu wecken. Vielen imponierte insbesondere die Kombination aus Frohsinn, Kameradschaft und tätige Hilfe für Andere. Diese Mischung aus abwechslungsreichen Einsätzen und Kontakten mit interessanten Menschen sind ein weiteres, vielleicht einzigartiges Merkmal unserer Tätigkeit. Zum Dienst gehörte schon immer das Besondere. Das THW ist überall: mit dem Bergeräumgerät inmitten eines brennenden Papierlagers, dem Mannschaftstransportwagen auf dem Schkeuditzer Kreuz sowie dem Motorboot auf der Mulde!